Mehr als 70 % der Menschen hatten mindestens einmal einen Wadenkrampf. Sportler sind hier viel stärker betroffen. Viele würden sich wahrscheinlich wünschen, sie hätten nur einmal einen Krampf und nie wieder in ihrem Leben. Ein Krampf kann einige Sekunden bis einige Minuten dauern.
Untersuchungen an 2.600 Ausdauersportlern ergaben, dass zwei Drittel der Ausdauersportler Krämpfe bekommen. Am häufigsten ist laut dieser Untersuchung die Wadenmuskulatur betroffen.
Wadenkrämpfe: was ist die Ursache?
Es gibt eine Reihe von Theorien. Am häufigsten tritt ein Elektrolyt- oder Flüssigkeitsmangel auf. Studien weisen darauf hin, dass dieser Mangel – beispielsweise verursacht durch starkes Schwitzen – unter Umständen mit Krämpfen einhergehen kann.
Neuere Studien an Radsportlern und anderen Ausdauersportlern ergaben jedoch, dass Sportler mehr Flüssigkeit verloren oder weniger Elektrolyte hatten Konzentrationen waren nicht anfälliger für Krämpfe als andere Athleten.
Die Rolle der Nerven bei Krämpfen
Da die Elektrolytthese nie vollständig bewiesen wurde, gewinnt eine modernere Theorie an Popularität: die Ermüdungsthese. Die Theorie, die der südafrikanische Forscher Schwellnus 1997 entwickelt hat, dreht sich in erster Linie um die Nervenzellen, die die Muskeln steuern. Hier treten, so die These, Funktionsstörungen auf, bevor Krämpfe auftreten.
Tatsächlich ist die im Muskel gemessene elektrische Aktivität während eines Spasmus deutlich höher als die, die bei maximaler willkürlicher Muskelkontraktion entwickelt werden kann.
Wie entsteht ein Muskelkrampf?
Muskelkontraktionen werden von zwei "Sensoren" gesteuert: den Muskelspindeln und den Golgi-Sehnenorganen. Bei Ermüdung können die Spindeln zu viele Signale senden und die Golgi-Sehnenorgane zu wenige. Bei einem Krampf senden die Nervenzellen unkontrollierte Impulse an den Muskel.
Was verursacht Krämpfe?
Je besser trainiert ein Athlet ist, desto unwahrscheinlicher werden Muskelkrämpfe. Dieser Zusammenhang wurde in vielen Studien berechnet. Es besteht keine Wechselwirkung zwischen der Anfallshäufigkeit und dem Laktatspiegel im Blut. Auch ein Mangel an Kohlenhydraten – die Erschöpfung der Glykogenspeicher im Muskel – kann das Risiko für Krämpfe erhöhen. In Studien verlängerte die Kohlenhydrataufnahme die Zeit unter Stress, bevor Krämpfe auftraten.
Weitere Krampfauslöser können neue, ungewohnte Bewegungen sein, sowie Blutdruckmedikamente, Cholesterinsenker, Asthmamedikamente, Alkohol, Mangel an schlafen - sondern auch das Lieblingsgetränk vieler Rennradfahrer: Kaffee.
Orthopädische Hinweise
Hat ein Sportler häufig Krämpfe, kann dies oft an einem „Systemfehler“, also einem chronischen Problem im Körper liegen.
Zum Beispiel: muskuläre Dysbalancen wie verkürzte Wadenmuskulatur, Fuß oder Beckendefekte.
Magnesium als Lösung?
Dass Magnesium und andere Elektrolyte wie Kalium oder Natrium gegen Krämpfe helfen, gehört zum Volksmund. Aber die meisten Studien zeigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Krämpfen und dem im Blut gemessenen Magnesiumspiegel gibt.
Aber auch hier gibt es ein Interpretationsproblem: Magnesium kommt hauptsächlich in den Zellen vor, weniger im Blut. Eine Studie aus dem Jahr 2002 ergab, dass gut trainierte Ausdauersportler deutlich mehr Magnesium im Urin ausscheiden als Freizeitsportler. Dies spricht für eine langfristige prophylaktische Magnesiumzufuhr bei Menschen, die zu Krämpfen neigen. Kurzfristige Einnahmen scheinen dagegen keine Wirkung zu haben.
Natriummangel kann sogar Krämpfe auslösen. Viele Radprofis oder Triathleten verbrauchen daher an einem heißen Wettkampftag extra Salz.
Krämpfe bekämpfen: wie man sie vermeidet
Das Risiko von Krämpfen kann durch entsprechende Bewegung und Vermeidung von Überlastung reduziert werden. Die erste spontane Reaktion des Krampfbetroffenen ist meist die richtige: Strecken. Dadurch werden die Organe der Golgi-Sehne aktiviert, wodurch diese Signale aussenden, die eine Entspannung des Muskels bewirken.
Achtung: Um eine Aktivierung der Muskelspindeln zu vermeiden, sollten Sie immer langsam und vorsichtig dehnen, nicht schnell und ruckartig.
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