Eines vorweg: Meine Recherchen haben gezeigt, dass sich die Schnittmenge von Soft- und Hardshell immer mehr vermischt. Die Zeit, in der beide Materialarten nach der Schwarz-Weiß-Methode voneinander getrennt werden konnten, ist definitiv vorbei. Auf alle möglichen und unmöglichen Varianten einzugehen, ist im recht begrenzten Raum eines Blogbeitrags nicht möglich. Deshalb stimmen wir an dieser Stelle noch einmal überein: Wir werden im Folgenden zum besseren Verständnis vereinfachen und verallgemeinern.
HARDSHELL – WENN SIE WETTERFEST SEIN MÜSSEN
PROFIL
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Anwendungsbereich: Äußere Bekleidungsschicht für Berg- und Wintersport.
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Verwendungszweck:Wetterschutz. Schutz vor Regen, Schnee und starkem Wind.
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Eigenschaften:Wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv.
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Materialien:Polyester, Polyamid (Nylon)
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Versionen: 2-, 2,5- und 3-Lagen-Jacken, mit Membran oder Beschichtung
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Vorteile: guter Wetterschutz, robust
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Nachteile: wenig Kälteschutz, Atmungsaktivität kann eingeschränkt sein
Hardshell bedeutet nichts anderes als „harte Schale“, frei übersetzt „stabile Außenhaut“ und das ist eigentlich alles. Hardshelljacken werden immer als äußerste Bekleidungsschicht getragen und sind das erste Bollwerk gegen die Elemente. Außerdem ist das Material oft relativ fest und nicht dehnbar, daher der Name.
Eine Hardshelljacke ist eigentlich das, was wir unter anderem als Regenjacke kennen. Manche kennen Jacken dieser Art auch als Gore-Tex-Jacken, aber das ist nur der Markenname eines Materials. Hardshelljacken bieten einfach gesagt einen guten Wetterschutz. Sie kommen zum Beispiel immer dann zum Einsatz, wenn es regnet oder wenn starker Wind weht. Aber auch beim Skifahren oder auf Hochtouren, wenn ein erhöhter Kontakt mit Schnee und Eis droht, bieten Hardshelljacken zuverlässigen Schutz vor den Elementen.
Außerdem sind gute Hardshelljacken immer atmungsaktiv. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass Niederschlag zuverlässig nach außen abgehalten wird, während im Inneren der Jacke entstehende Feuchtigkeit, beispielsweise durch starkes Schwitzen, nach außen abgegeben werden kann. Wie das funktioniert, hängt von der Technologie und der Struktur des jeweiligen Materials ab. Werfen wir einen Blick darauf, wie Hardshelljacken genau aufgebaut sind.
DER SCHICHTENAUFBAU
Eine Hardshelljacke besteht aus mehreren Schichten. Ganz außen befindet sich der Oberstoff, der die Jacke vor mechanischen Beschädigungen schützt. Darüber hinaus ist der Oberstoff imprägniert, um Wasser und Schmutz von der Membran fernzuhalten. Die zweite Schicht ist normalerweise eine atmungsaktive Membran oder Beschichtung. Dies sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass von außen keine Feuchtigkeit in die Jacke eindringen kann, gleichzeitig aber Feuchtigkeit aus der Jacke nach außen entweichen kann. Auf der Innenseite sind die Jacken mit einem Futter ausgestattet, das wiederum dazu dient, die Membran vor mechanischen Einflüssen zu schützen. Hier gibt es verschiedene Ausführungen, die ich kurz erläutern möchte.
2-Lagen-Jacken sind meist eher einfache und daher preiswerte Hardshelljacken. Bei der Produktion werden nur der Oberstoff und die Membran laminiert, das Innenfutter wird meist lose eingenäht. In dieser Kategorie gibt es auch Jacken ohne Membran.Dabei wird der Oberstoff innen mit einer PU (Polyurethan)-Beschichtung versehen 2-Lagen-Jacken mit Membran oder Beschichtung kommen meist dann zum Einsatz, wenn zuverlässiger und unkomplizierter Wetterschutz gefragt ist. Zum Beispiel für Tageswanderungen oder für den täglichen Gebrauch.
Jacken mit 2,5-Lagen-Aufbau sind quasi der Kompromiss zwischen zwei und drei Lagen. Auch bei dieser Konstruktion wird ein Oberstoff fest mit einer Membran verbunden. Allerdings entfällt das eingenähte Innenfutter. Stattdessen wird eine hauchdünne Schutzschicht direkt auf das Laminat aufgebracht. Das spart Gewicht und Packmaß im Vergleich zu zwei- und dreilagigen Jacken. Jacken dieser Art werden daher häufig für Trekkingtouren oder Radtouren verwendet.
Besonders bei extremen Wetterbedingungen und/oder Touren überzeugen 3-Lagen-Jacken. Hier ist der Aufbau zunächst identisch mit dem einer 2-Lagen-Jacke, jedoch wird zusätzlich direkt ein Futter als innerste Schicht laminiert. Das macht Jacken dieser Art sehr robust und sie werden hauptsächlich für lange Touren verwendet. Typische Einsatzgebiete sind hier beispielsweise Skifahren oder Hochtouren.
WASSERDICHT UND ATMUNGSAKTIV?
Irgendwie klingt das logisch, wo nichts reingeht, geht auch nichts raus. Einfach, nicht wahr? Nun, das ist es nicht. Denn wie bereits erwähnt, sind gute Hardshelljacken immer wetterfest und atmungsaktiv zugleich. Wie gut das funktioniert, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab. Vereinfacht lässt sich sagen, dass Jacken mit PU-Beschichtung weniger atmungsaktiv sind als Jacken mit Membran.
Aber auch im Bereich der Membranen gibt es deutliche Unterschiede in ihrer Wirkungsweise und Effizienz. Beispielsweise sind Gore-Tex-Membranen Membranen mit einer mikroporösen Struktur. Diese Struktur ist schmal genug, um das Eindringen von Wassertropfen zu verhindern, aber groß genug, um den viel kleineren Wasserdampf aus der Jacke entweichen zu lassen. Sypatex-Membranen hingegen nutzen ein physikalisch-chemisches Prinzip, das unter anderem mit dem Druck- und Temperaturunterschied zwischen der Umgebung und dem Inneren der Jacke arbeitet.
Egal welche Technologie zum Einsatz kommt, eine Membran- oder Hardshelljacke ist nichts ohne eine gute Imprägnierung. Daher sollte diese von Zeit zu Zeit erneuert bzw. aufgefrischt werden. Auch für die Imprägnierung gibt es unterschiedliche Technologien, die aber letztlich alle genau den gleichen Effekt haben, nämlich Wasser und Schmutz zuverlässig von der Membran fernzuhalten.
Das ist wichtig, da sonst die Struktur der Membran gesättigt werden könnte verstopft. Neben starkem Regen können auch Matsch oder einfach nur Sonnencreme und körpereigenes Fett die Membran verstopfen. Dies würde dann die Wasserdichtigkeit und vor allem die Atmungsaktivität der Jacke stark beeinträchtigen.
SOFTSHELL – DAMIT SIE SCHÖN UND WARM HALTEN
Okay, wir haben jetzt klargestellt, was Hardshell ist, also brauchen wir nicht auch Softshell zu erklären, denn das ist genau das Gegenteil. Rechts? Nun, in einer Welt, in der eine Katze das genaue Gegenteil eines Hundes oder das Reh die Frau des Hirsches ist, ist diese Aussage sicherlich wahr. Aber ich würde trotzdem vorschlagen, dass wir uns auch Softshell genauer ansehen.
PROFIL
- Anwendung: Wärmende Bekleidungsschicht, z.B. für Berg- und Wintersport, bei gutem Wetter auch Oberbekleidung.
- Verwendungszweck: Schutz vor Kälte, eingeschränkter Schutz vor Regen, Wind und Schnee.
- Eigenschaften: Wärmend, sehr atmungsaktiv, wasser- und windabweisend, teilweise wasserdicht.
- Materialien: Polyester, Polyamid (Nylon)
- Vorteile: guter Kälteschutz, atmungsaktiv
- Nachteile: nur bedingt wetterfest
HOCH ATMUNGSAKTIV UND WÄRMEND, NICHT SO WETTERFEST?
Die Hauptaufgabe von Softshelljacken ist der Kälteschutz. Auch schneidender Wind wird hier je nach Ausführung zuverlässig abgehalten.Im Gegensatz zur Hardshelljacke sind Softshelljacken aber oft nur bedingt wetterfest. Heißt: Leichter, kurzzeitiger Regen ist für die meisten Softshells kein Problem. Wer also nur bei schlechtem Wetter zur Bushaltestelle oder zum Bäcker um die Ecke muss, wird sicher nicht klatschnass. Doch gerade bei heftigen Schauern oder sogar längerem Regen lassen viele Softshells meist deutlich nach. Klassische Softshelljacken sind nicht wasserdicht, sondern nur wasserabweisend.
Die Eigenschaften einer Jacke oder ihres Stoffes hängen von zahlreichen Faktoren ab. So gibt es beispielsweise Softshelljacken mit und ohne Membrane. Die Membranen sorgen unter anderem dafür, dass Wind und je nach Material auch Regen zuverlässig abgehalten werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass Softshells ohne Membrane automatisch winddurchlässig sind.
Atmungsaktivität ist eine andere Sache. Generell lässt sich aber sagen, dass Softshells deutlich atmungsaktiver sind als Hardshells, wodurch Schweiß schneller abtransportiert werden kann. Doch gerade bei extrem wetterfesten Jacken, die an der Grenze zwischen Hard- und Softshell liegen, lässt die Atmungsaktivität leider deutlich nach. Sie sehen also, die Situation ist etwas verwirrend. Gut, dass wir dieses Thema hier im Base Camp bereits ausführlich behandelt haben. Wenn Sie also mehr erfahren möchten, lesen Sie den Beitrag mit dem Titel „Membranen: atmungsaktiv, wasserdicht oder winddicht?“.
Ein Bereich, in dem Softshelljacken definitiv gegenüber Hardshelljacken punkten können, ist der Kälteschutz. Auch hier kommt es darauf an, wie das Material beschaffen ist. Nicht selten haben Softshells jedoch eine aufgeraute und wärmende Schicht auf der Innenseite. Häufig kommen hier beispielsweise Fleece- oder Veloursstoffe zum Einsatz, die gezielt dafür sorgen, dass die Wärme am Körper gehalten wird. Außerdem fühlen sich diese Materialien sehr angenehm auf der Haut an.
Bemerken wir also den ersten Hauptunterschied zwischen Soft- und Hardshell (allgemein gesprochen): Hardshell wetterfest, nur bedingt wärmend. Softshell wärmend, nur bedingt wetterfest.
WEICH, HART, KOMFORT?
Wenn Hardshell hart ist, ist Softshell dann weich? Wahr. Oder zumindest ziemlich. Softshell-Materialien sind tatsächlich weicher und flexibler als Hardshells.
Schaut man sich Hardshelljacken genauer an, fällt eines sofort auf: das vergleichsweise feste und unflexible Material. Je nach Schnitt der Jacke kann das zu Lasten der Bewegungsfreiheit gehen. Außerdem empfinden manche Menschen das typische Knistern einer Hardshelljacke als störend.
Glücklicherweise ist das bei Softshelljacken etwas anders. Durch das weichere und flexiblere Material wird beispielsweise das Knistern oder Rascheln komplett eliminiert. Zudem können sich Softshelljacken bis zu einem gewissen Grad dehnen, wodurch körpernahe Schnitte möglich sind, ohne die Bewegungsfreiheit merklich einzuschränken. Dies ist besonders bei schnellen Sportarten wie Radfahren oder Laufen von Vorteil.
Durch die angeraute Innenseite sind viele Softshells auch direkt auf der Haut angenehm zu tragen. Während sich Hardshells normalerweise kalt anfühlen, sind die meisten Softshells so warm wie eine Fleecejacke oder ein Pullover.
Wir stellen also einen zweiten Hauptunterschied fest: Softshells sind in der Regel angenehmer zu tragen als Hardshells.
EINSATZGEBIETE UND ALLTAGSTAUGLICHKEIT
Betrachtet man die Hardshell- und Softshell-Lager unter dem Gesichtspunkt der Alltagstauglichkeit, schneidet die Softshell-Jacke klar ab. Denn es deckt bei moderateren Bedingungen ein sehr breites Spektrum ab. Wer also zum Beispiel eine Alltagsjacke für die kalte Jahreszeit sucht, ist mit einer entsprechenden Softshelljacke sicherlich gut bedient. Hat eine Hardshelljacke überhaupt eine Daseinsberechtigung oder ist sie eher ein Dinosaurier aus der längst vergangenen Outdoor-Ära? Wahrscheinlich nicht. Schauen wir uns doch einfach mal ein paar typische Einsatzgebiete an.
Wie bereits erwähnt, haben Softshelljacken im Alltag klar die Nase vorn. Sie sorgen an kälteren Tagen für ein angenehmes Maß an zusätzlicher Wärme. Außerdem halten sie je nach Material auch Regen ab und sind damit für alle Wetterwidrigkeiten, die in der Stadt und auf dem Land auf sie warten, vollkommen ausreichend. Wer jedoch täglich bei Wind und Wetter mit dem Hund unterwegs ist, kann durchaus eine gute Hardshelljacke gebrauchen.
- Wandern, Trekking und Radtouren
Hier kommt es stark auf die Jahreszeit und Wettervorhersage der jeweiligen Tour an. Geht es beispielsweise um eine Wanderung bei stabil gutem Herbstwetter, ist die Softshelljacke aufgrund des Tragekomforts und der wärmenden Eigenschaften sicherlich im Vorteil. Aber wenn es beispielsweise bei einer Sommertour im Laufe des Tages zu einem Gewitter kommen kann oder generell schlechtes Wetter angesagt ist, haben Hardshelljacken mit ihrem umfangreichen Wetterschutz wieder die Nase vorn.
- Ski- und Hochtouren, Wintersport
Je höher man in die Berge kommt und je winterlicher die Bedingungen, desto höher die Anforderungen. Deshalb sieht man bei Ski- und Hochtouren (und nicht nur dort) oft eine Kombination aus Hard- und Softshelljacken. Ist doch logisch: Wer gerade auf einer Skitour aufsteigt, hat wenig Kontakt mit den Elementen (gutes Wetter vorausgesetzt). Außerdem reagiert der Körper auf die Anstrengung mit Wärme- und Schweißproduktion, gleichzeitig ist es aber Winter und damit kalt. Auch hier hat die Softshelljacke durch gute Atmungsaktivität und Tragekomfort die Nase vorn. Ist der Tourengeher am Gipfel angekommen, hat er nicht selten mit starkem Wind zu kämpfen. Zudem droht bei der anschließenden Abfahrt vermehrter Schneekontakt (sei es durch Tiefschnee, einen Sturz oder beides), was wiederum für die Hardshelljacke spricht. Da aber noch Winter ist, würde der Tourer nur mit einer Hardshelljacke bekleidet kläglich frieren. Die Lösung: Zwiebelprinzip, also beide Jacken übereinander tragen und so das Beste aus beiden Welten mitnehmen.
SO...
Sie sehen also, eine exakte Trennung von Hart- und Weichschale ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Sowohl in den Materialeigenschaften, als auch in den Einsatzbereichen sind die Grenzen zwischen beiden Jackenarten fließend. Außerdem kann unter Umständen auch die Kombination beider Jacken sinnvoll sein.
Aber eine Frage bleibt: Wie sieht es mit der generellen Ausstattung der Jacken aus, also Kapuze, Taschen, Belüftungsreißverschlüsse und so weiter? Nun, diese Frage lässt sich ebenso einfach wie ungenau beantworten: Hier gibt es auf beiden Seiten fast nichts, was es nicht gibt. Von extrem minimalistisch bis allumfassend gibt es hier alle möglichen und unmöglichen Varianten.
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